Gesundes Führen

Schon wieder ist der Krankenstand im Team wahnsinnig hoch: Vier der elf Mitarbeitenden haben sich für heute Krankgemeldet. Der Rest des Teams versammelt sich wie jeden Montag im Teamraum zum Kick-off. Die Stimmung ist angespannt, und scheint sich noch mehr abzukühlen, als die Führungskraft den Raum betritt… 

Klingt nach beruflicher Dystopie? Für viele Arbeitnehmende sind solche oder ähnliche Szenarien Alltag, und nicht selten das Produkt von mangelhafter Führungskompetenz. In diesem Blogbeitrag wollen wir zeigen, dass es auch anders geht. Zunächst zu den harten Fakten: 

Die Auswirkungen von Führung auf die Gesundheit, Motivation und Effizienz von Mitarbeitenden sowie Organisationen sind umfassend dokumentiert. Eine Metaanalyse von Montano et al. (2017) zeigt, dass Führungskräfte einen bedeutsamen Einfluss auf die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden haben können. Dies birgt große Risiken:  Negative Führungspraktiken wie geringe Wertschätzung, fehlende Unterstützung oder übermäßiger Druck stehen in engem Zusammenhang mit Burno out, Fehlzeiten und Fluktuation. Der Fehlzeitenreport 2016 verdeutlicht, dass 31 % der Mitarbeitenden länger als zwei Wochen fehlen, wenn die Unternehmenskultur, z. B. durch mangelndes Lob, als schlecht wahrgenommen wird – im Vergleich zu nur 16,7 % bei einer positiven Unternehmenskultur (Badura et al. 2016).  

Doch der hohe Zusammenhang zwischen dem Verhalten von Führungskräften und dem psychischen Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden kann auch eine Chance sein: Bei gesunder Führung sind Mitarbeitende häufig motivierter und leistungsfähiger. Ein gesundes Führungsverhalten schlägt sich auch in geringeren Fehlzeiten und weniger Kosten für Onboarding-Prozesse nieder, da auch die Fluktuation merkbar sinkt. Investitionen in eine gesunde Führung versprechen also außerdem einen Return on Investment. 

Es überrascht daher nicht, dass wir zu diesem Thema zunehmend angefragt werden und es Rahmen unser Personalentwicklungsangebote – zum Beispiel im Rahmen von Führungskräfteentwicklungsprogrammen, Trainings oder Coachings – intensiv mit unseren Kunden und Kundinnen bearbeiten. 

 

Was ist gesunde Führung? 

Die wissenschaftliche Definition von „gesunder Führung“ ist nicht eindeutig festgelegt. Dennoch kristallisieren sich zentrale Elemente heraus: Achtsamkeit und Empathie der Führungskraft, die wiederum zu einem hohen Wohlbefinden der Mitarbeitenden führen. Diese Aspekte unterstreichen, wie wichtig Reflexion, emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz für Führungskräfte sind. Das wird auch in unseren Trainings immer wieder deutlich. 

Ein praxisnahes Modell ist das Health-oriented Leadership (HoL)-Modell von Franke et al. (2014). Es beschreibt gesunde Führung anhand von drei Kernbereichen: Selbstfürsorge, Mitarbeiterfürsorge und eine gesundheitsförderliche Führungskultur. Ganz nach dem Motto „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung“ bildet dabei bildet die Fähigkeit der Führungskraft, die eigene Gesundheit aktiv zu managen, die Grundlage der gesunden Führung. In der nächsten Eben geht es dann darum, das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden gezielt zu unterstützen und Strukturen zu schaffen, die langfristige Gesundheitsförderung ermöglichen. 

Besonders entscheidend ist die Vorbildfunktion der Führungskraft – ihr Verhalten wirkt sich direkt auf die Gesundheit des Teams aus. Ein gesundes Führungsverhalten ist also kein „Nice-to-have“, sondern ein essenzieller Faktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Im nächsten Abschnitt werfen wir einen genaueren Blick auf theoretische Modelle, die diesen Ansatz wissenschaftlich untermauern. 

 

Was bedeutet das für unsere Trainings mit Führungskräften? 

Es ist stets zu beachten, dass es sich bei gesunder Führung um ein sehr komplexes Thema handelt. Eine „one size fits all Lösung“ wäre in diesem Fall also von wenig Erfolg gekrönt. Wichtiger ist es, die Mitarbeitenden als Individuen wahrzunehmen und entsprechend differenziert auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Aber auch auf höherer Ebene, also hinsichtlich der Organisation des Unternehmens, gilt es, Unterschiede basierend auf der Unternehmenskultur, -größe oder der Branche anzuerkennen. Gesunde Führung in einer international agierenden Bank kann in der Praxis etwas anderes bedeuten als in einer lokal agierenden Verwaltung – wenngleich sie überall auf dem gleichen Fundament fußt.  

Nach einer Analyse der individuellen und organisatorischen Rahmenbedingungen und Bedürfnissen gilt es also, sich den Komponenten gesunder Führung anzunähern. Dabei ist es gerade in Führungskräftetrainings sinnvoll, eine gute Balance aus Hintergrundwissen und konkreten Praxistipps zu finden. Welche Komponenten braucht es also, um sich im Personalentwicklungskontext dem Thema gesunder Führung zu nähern? 

1) Stressmanagement 

In vielen Fällen ergibt es Sinn, sich zunächst mit dem Stressmanagement zu befassen, um eine gesunde Führung zu implementieren. Was ist eigentlich Stress, wie äußert er sich, und wie kann ich als Führungskraft sowohl meinen eigenen Stress als auch den der Mitarbeitenden adäquat managen bzw. diese darin unterstützen? Auch hierbei gilt: Unterschiedliche Mitarbeitende haben eine individuelle Stresswahrnehmung. Ein subjektives Stresserleben bedarf entsprechender, individueller Maßnahmen hinsichtlich der gesunden Führung. 

2) Kommunikation 

Grundlage eines gelungenen Stressmanagements ist wiederum eine zielführende Kommunikation. Denn solange eine Führungskraft nicht zufällig über telepathische Fähigkeiten verfügt, ist Kommunikation der einzig valide Weg, um die momentane Stressauslastung eines Mitarbeitenden zu ermitteln. Gerade im Spannungsfeld aus Ergebnis- und Mitarbeitendenorientierung ist es für Führungskräfte elementar, viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen an den Tag zu legen und über ein breites Repertoire an Kommunikationstechniken zu verfügen.  Darüber hinaus können Führungskräfte mit guten kommunikativen Fähigkeiten auch die Motivation ihrer Mitarbeitenden leichter ergründen und sie dadurch begeistern und sie dabei unterstützen, Sinn in ihrer Arbeit zu empfinden. Auch diese Faktoren zahlen auf die Zufriedenheit und Gesundheit von Mitarbeitenden ein und fördern zudem die Arbeitsleistung.

Betrachten wir das Thema auf der Teamebene, ist hier zusätzlich die Schaffung psychologischer Sicherheit von zentraler Bedeutung. Mitarbeitende sollten sich sicher fühlen, Fehler als Lernmöglichkeiten zu betrachten und offen ihre Meinungen zu äußern. Eine offene Kommunikationskultur, die Wertschätzung und Anerkennung betont, trägt wesentlich zur Motivation und Zufriedenheit bei. Führungskräfte können diese Sicherheit fördern, indem sie regelmäßiges Feedback geben, aktiv zuhören und Mitarbeitende bei der Bewältigung von Herausforderungen unterstützen. In unseren Trainings erarbeiten wir beispielsweise gemeinsam mit unseren Teilnehmenden, wie sie schrittweise einen positiven Umgang mit Fehlern in ihrem Team etablieren können. Dabei legen wir großen Wert auf Lösungen, die für die jeweilige Führungskraft und das jeweilige Team stimmig und realistisch umsetzbar sind. 

3) Selbstreflektion 

„Warum sitzt du denn noch hier – ich hoffe, du machst gleich mal Feierabend!“, sagt die Führungskraft, um dann selbst noch einige Stunden länger im Büro zu bleiben… Wer kennt solche oder so ähnliche Beispiele nicht? Auch wenn es häufig gut gemeint von der Führungskraft ist, kommt bei den Mitarbeitenden eher der Eindruck an, dass man für wichtige Arbeit doch eher länger bleiben muss. Genau diese Rolle der Führungskraft als Vorbildfunktion wird jedoch häufig unterschätzt. Dabei zeigen die Forschung klare Belege dafür, dass Führungskräfte ihren Stress an die Mitarbeitenden in Form von sogenannten „Crossover- Effekten“ (Bakker et al. 2009) weitergeben. Der Crossover-Effekt in der Psychologie beschreibt die wechselseitige Beeinflussung von Menschen in einem sozialen Umfeld. Gesunde Führung darf folglich eine gesunde Selbstführung nicht vernachlässigen. Dieser Schritt erfordert zunächst ein hohes Maß an Selbstreflektion und ein Hinterfragen des eigenen Arbeitsverhaltens. Eine Mail an die Mitarbeitenden um 22:30 Uhr vermittelt beispielsweise eine sehr bestimmte Arbeitsweise, die sich auf die Mitarbeitenden übertragen kann. Deshalb stellt die Selbstreflexion eine relevante Komponente in der Selbstführung dar. 

 

Fazit: Gesunde Führung als Schlüssel zum Unternehmenserfolg 

Gesunde Führung ist kein optionales Extra, sondern eine zentrale Voraussetzung für langfristige Produktivität, Mitarbeitermotivation und Unternehmenserfolg. Studien zeigen eindeutig, dass das Führungsverhalten einen direkten Einfluss auf die Gesundheit, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden hat. Wer als Führungskraft achtsam, empathisch und reflektiert handelt, schafft nicht nur ein gesundes Arbeitsumfeld, sondern senkt auch Fehlzeiten und Fluktuation – ein entscheidender wirtschaftlicher Vorteil. 

Doch für gesunde Führung gibt es keine Universelle Lösung, die in jedem Unternehmen gleich funktioniert. Sie muss individuell auf die Organisation, die Teamdynamik und die einzelnen Mitarbeitenden abgestimmt werden. Genau hier setzen unsere Führungskräftetrainings an: Wir unterstützen Führungskräfte dabei, ein gesundheitsförderliches Arbeitsklima zu gestalten, effektive Kommunikationsstrategien zu entwickeln und ihre eigene Resilienz zu stärken. 

Möchten Sie mehr über unsere praxisnahen Trainings erfahren? Dann kommen Sie gerne auf uns zu – gemeinsam machen wir gesunde Führung in Ihrem Unternehmen zur gelebten Realität! 

 

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